Bindungstrauma bezieht sich auf die Schwierigkeiten, die entstehen, wenn wir in unseren frühesten Beziehungen nicht die Unterstützung und Sicherheit erhalten haben, die wir damals als Baby oder Kleinkind gebraucht hätten. Diese Prägungen des allein gelassen, des nicht verstanden oder verlassen Werdens, können tiefe Spuren in unserem Nervensystem und in unseren neuronalen Strukturen hinterlassen.
Du magst vielleicht kognitiv verstehen, dass dir eine gewisse Verhaltensweise nicht mehr dient und möchtest sie ändern, jedoch scheint es eine „höhere Macht“ zu geben, die dich immer wieder in alten Bahnen agieren lässt.
Solche automatisierten Muster und „Urängste“ scheinen dann unüberwindbar und sind so tief in unserem Selbstbild verhaftet, dass sie manchmal nicht mehr als solche wahrgenommen werden.
Dein Körper- und Nervensystem sind noch im Kleinkindalter verhaftet und beziehen ihre Referenz (Überlebensstrategien) aus den damaligen Herausforderungen, die du als Kind nicht für dich erklären und schon gar nicht lösen konntest.
So hast du im Erwachsenenalter dann z. B. Schwierigkeiten Vertrauen zu anderen Menschen aufzubauen, enge Beziehungen zu pflegen oder dich emotional zu öffnen und dich sicher und geliebt zu fühlen.
Häufig besteht die Angst, verlassen zu werden, oder sich unsicher in Beziehungen zu fühlen. Vielleicht hast du auch Schwierigkeiten, deine eigenen Bedürfnisse zu erkennen und auszudrücken oder du bleibst aus Angst vor dem Alleinsein in destruktiven Beziehungen.
Bindungstraumata können aufgrund der hohen muskulären Anspannung, die sie im Körpersystem hinterlassen und der daraus resultierenden Stresshormone, große Auswirkungen auf die körperliche Gesundheit haben und das Immunsystem beeinflussen. Neben psychischen Problemen können ungelöste Bindungstraumen Autoimmunerkrankungen, Hormondisbalancen sowie psychosomatische Beschwerden auslösen.
Entwicklungstrauma hingegen bezieht sich auf belastende Erfahrungen, die die normale Entwicklung eines Kindes beeinträchtigen.
Dazu gehören schwere Vernachlässigung, Missbrauch, häusliche Gewalt oder andere Formen von schweren traumatischen Ereignissen.
Entwicklungstraumata können zu langfristigen Auswirkungen auf die körperliche, emotionale und kognitive Entwicklung führen und das Risiko für psychische und gesundheitliche Probleme im Erwachsenenalter erhöhen.
In der körperorientierten Traumatherapie konzentrieren wir uns darauf, die Verbindung zwischen Körper und Geist wiederherzustellen und die Fähigkeit zur Selbstregulierung zu stärken.
Durch die Arbeit mit Körperempfindungen, Emotionen und dem Umlernen von Beziehungsdynamiken lernst du deine traumatischen Erfahrungen zu regulieren und zu verarbeiten. Mit Bezug auf Körper- und Nervensystem lernst du deine bisherigen Überlebensstrategien aufzudecken und diesen aus deiner Erwachsenen-Perspektive heraus zu begegnen.
So können sich dysfunktionale Verhaltensweisen nach und nach lösen und durch die aktualisierte Erfahrung neue, gesündere und stimmigere Beziehungen zu dir selbst und auch zu deinen Mitmenschen entstehen.
Durch die Integration von Körperarbeit, Achtsamkeit und emotionaler Verarbeitung kann die körperorientierte Herangehensweise dabei helfen, den Weg zu einer erfüllenden und stabilen Lebensgestaltung zu ebnen.
Unser Nervensystem spielt eine zentrale Rolle in der Art und Weise, wie wir die Welt um uns herum wahrnehmen und darauf reagieren. Es ist wichtig, dass wir lernen, unsere eigenen Reaktionen zu erkennen und zu verstehen, um uns selbst und anderen gegenüber mit Mitgefühl und Verständnis zu begegnen.
Indem wir uns auf den Weg machen und uns mit uns selbst auseinandersetzen, beginnen wir unsere eigenen Erfahrungen und die Erfahrungen unserer Mitmenschen besser zu verstehen.
Der Blick in unsere inneren Welten lehrt uns nicht nur sehr viel über uns selbst, sondern lässt uns auch unseren Mitmenschen und dem Leben gegenüber offener, tiefgründiger und verständnisvoller begegnen.